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u-lit Literatur Magazin


 

AGONY AND IRONY THEY GO TOGETHER IN PERFECT HARMONY
Pt. 2



 

Dave Eggers, Autor des Bestsellers A Heartbreaking Work of Staggering Genius
gibt mit McSweeney´s nicht nur eine gediegene literarische Vierteljahreszeitschrift heraus, sondern auch eine der derzeit coolsten InternetSites
McSweeney's Internet Tendency

 

Der Autor von"A.H.W.o.S.G." ist ein Medienprofi.
Die FoE! (Friends of Eggers) verhelfen ihm zu medialer Dauerpräsenz, aber dafür ist Eggers inzwischen zu einer öffentlichen Person geworden:
PT. III der Eggers Saga

TIMOTHY MCSWEENEY`S INTERNET TENDENCY


TIMOTHY McSWEENEY`S SMALL LIQUID GLOBULE THING THAT FOR A WHILE WAS DANGLING BUT THEN FELL


Berühmt geworden ist Dave Eggers durch seine Autobiographie, aber eigentlich ist der 29 jährige Gründer, Herausgeber, Redakteur - und natürlich Schreiber - von und bei Magazinen.
Sein erstes Projekt, "Might", war der Versuch, die Welt aus den Angeln zu heben. Eggers und seine Freunde wollten von der Jugend Amerikas (der Welt?!) gelesen, ja geliebt werden, ohne massenkompatibel zu sein, sie wollten radikale Satire bieten, ohne irgendeine Position zu vertreten. Sie wollten Zwang, Routine, Wiederholung vermeiden und arbeiteten bis zur Stumpfsinnigkeit. Geldmangel tat ein übriges, um das Ende herbeizuführen.
Eggers nächste Station war "Salon", eines der bekanntesten und besten Internetmagazine. Man könnte meinen, daß Eggers in diesem Format mit seiner Spannbreite von Politik über Lifestyle bis Webkultur, und der Verwurzelung im twentysomething Publikum sich zu Hause gefühlt haben müsste. Allein, das fremdbestimmte Arbeiten, die täglichen Deadlines, der immer gleiche Arbeitsweg machten ihn mürbe.

Es folgte eine Anstellung als Redakteur bei dem renommierten Printmagazin "Esquire", die sicherlich sehr gut bezahlt war, die bei Eggers aber eine tiefe Abneigung gegen die Zwänge der teuren, extrem werbeabhängigen Hochglanzmagazine hinterlassen hat. Inzwischen aber erhielt Eggers einen hohen Vorschuss auf sein Buch, und dies ermöglichte ihm die Gründung von McSweeneys Quarterly Concern, einer, ja tatsächlich -literarischen Vierteljahreszeitschrift.
McSweeneys ist in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil zu einem Format wie "Esquire", aber auch zu "Salon". Von der Aufmachung und dem Gestus erinnert diese Veröffentlichung an die elitären Perodikel aus der Zeit der Aufklärung. Ohne jede Werbung, ohne Honorare für die Autoren wird McSweeney´s in kleinen Auflagen in Island gedruckt und hauptsächlich an Subskribenten verteilt. Die Beiträge stammen von Eggers alten Freunden aus "Might" Zeiten, aber auch von so prominenten Autoren wie Rick Moody ("Eissturm") oder
David Irving Wallace. Die Auswahl der Themen und Beiträge unterliegt einzig dem Gusto des Herausgebers und seiner Freunde, Genregrenzen werden konsequent missachtet. Die Gestaltung der Hefte, die eigentlich eher als Bücher zu bezeichnen sind, liegt ebenfalls allein in Eggers Hand.

Man könnte McSweeneys leicht als spinnertes Projekt abtun, doch Eggers hat damit, wie mit seinem Buch, einen Nerv getroffen. Es ist der Gestus der Verweigerung inmitten einer Medienlandschaft, die zu allem ja sagt, was jung, bunt, laut und positiv daherkommt, und, besonders wichtig, es ist die Coolness, mit der diese Verweigerung daher kommt.
Die Beiträge stehen einfach da, bleiben ohne jeden erkennbaren, vermittelten Bezug, egal ob sie sich mit seltenen zoologischen Phänomenen beschäftigen, die Email Korrespondenz eines Vaters mit seiner Familie dokumentieren, oder Betrachtungen zu den Präsidentschaftswahlen von einer chilenischen Insel aus anstellen. Auf einer Lesung, die sowohl Eggers Buch als auch McSweeneys galt, liess Eggers zunächst einen Vertreter der örtlichen Feuerwehr eine Vortrag über Brandgefahr in öffentlichen Gebäuden und deren Verhütung halten, ehe er kommentarlos an das Pult trat. Es ist dies eine Form der Metaironie, die versucht, jede Übereinkunft mit dem Leser zu verhindern. Anders als bei einem David Letterman, oder einem Harald Schmidt, ist niemals klar, wann und ob überhaupt man etwas zu lachen hat.
Nachvollziehen lässt sich das auf der zugehörigen Website http://www.mcsweeneys.net, einer trotz aller Vielfältigkeit des Webs einzigartigen Seite. Schon das Design ist von revolutionärer Schlichtheit: Unter einer schlichten s/w Zeichnung läuft ein zentrierter Text in altmodischer Garamond auf weissem Hintergrund: Keine Leisten, Frames, Bilder, Animationen, noch nicht einmal Farben gibt es hier. Und natürlich auch keine Werbung, dafür aber Inside-Witze, detaillierte Angaben zur lebenslänglichen Subskription der Hefte, vorgefertigte Stichworte für Presserezensionen.
Wie lange wird Eggers dieses Projekt durchhalten? Ein Ende wurde schon mehrfach angedroht. Doch zunächst sollen unter dem NcSweeney´s Sigel Bücher befreundeter Autoren veröffentlicht werden. Es besteht also noch Hoffnung.

DIES IST NICHT DAS ENDE DER DER 3 TEILIGEN EGGERS-SAGA
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PT. I

PT. III





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Zuletzt geändert am 17.0.2000 ©u-lit