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u-lit Literatur Magazin


" Romane über Männer und Frauen, die zufällig mit der Aufklärung von Verbrechen beschäftigt sind":

Jerry Oster im Interview.

 


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  • Die HOMEPAGE von Jerry Oster, auf der man die letzten beiden Romane im Original lesen kann





  • Eine ausführliche Rezension von Jerry Osterīs
    "Sturz ins Dunkel"





  • Eine ausführliche Rezension von Jerry Osterīs
    "Versuchung in Rot"







  • eine vollständige BIBLIOGRAPHIE gibt es bei Kaliber .38
  • Der New Yorker Autor Jerry Oster gehört nicht nur zu den unbestrittenen Größen des Krimis, er hätte auch einen Platz in der modernen amerikanischen Literatur verdient. Brilliante Dialoge, eigenwillige Figuren, offene Augen und Ohren, bei Oster gerät die Welt - das ist bei ihm New York - inīs Buch. Von seinem Vorbild Raymond Chandler hat der ehemalige Journalist sich dabei weit entfernt. Das Soziale, das Zusammenleben von Männern und Frauen, das ist Osters Thema, und dafür hat der Musikliebhaber eine Form gefunden, die mit dem Genre Krimi so frei spielt wie ein Jazzer mit seinem Thema.
    Jüngst hat Oster erklärt, keine Romane mehr schreiben zu wollen: Zu tief sitzt die Enttäuschung darüber, dass er seit dem Tod seiner Agentin in den USA keinen Verlag mehr findet.
    Einige Wochen vor dieser Ankündigung haben wir mit Oster ein E-Mail Interview geführt, in dem es um das Geschäft des Schreibens geht, um die komplizierten Verhältnisse zwischen Männer und Frauen, und um Bill Clinton.

    u-lit.de: Dear Mr Oster, Ihre letzten beiden Romane sind in den USA nicht veröffentlicht worden, zumindest nicht gedruckt. Wie finden Sie es, nur in deutscher Übersetzung publizieren zu können -

    Oster: Besser irgendwo, in irgend einer Sprache, gedruckt zu werden, als gar nicht.

    - und warum finden Sie als hochgelobter Autor keinen Verlag?

    Oster: Hochgelobt, aber wenig gelesen. Ein einziges meiner Bücher, "Sweet Justice" (Dschungelkampf, rororo 1987) hat dem Verlag wenigstens keinen Verlust gebracht. Im amerikanischen Verlagswesen geht es ausschliesslich um Geld, nicht um Ruhm, weshalb es nicht überraschend ist, das ich ohne Verlag dastehe.

    u-lit.de: Ihren letzten ernsthaften Roman kann man im Internet lesen auf Ihrer Homepage bei Geocities. Was halten Sie vom Internet als Ort für Literatur? Wir führen dieses Interview per E-Mail; Welches Verhältnis pflegen Sie als Autor zu den neuen Medien?


    Oster: Ich habe noch nie ein Buch im Internet gelesen und werde das auch solange nicht tun, bis Computer so griffig und transportabel sind wie Bücher. Ich stelle meine Arbeiten inīs Netz, weil es ein relativ einfacher Weg ist, die Leute wissen zu lassen, daß ich lebe und arbeite. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, waren 430 Besucher auf meiner Website. Es gibt in der Technologie etwas, das sich Metcalfeīs Gesetz nennt und besagt, dass der Nutzen einer Innovation sich aus dem Quadrat der Zahl ihrer Benutzer errechnet. Vierhundertdreissig im Quadrat sind 184900: Eine ganze Menge Leute, wennīs denn stimmt. Als ich gedruckt wurde, bekam ich stets einige Briefe von Lesern. Ein altgedienter Journalist bei der New Yorker Daily News, für die ich in den 70igern arbeitete, sagte mir einmal, ich sei berechtigt, von körbeweise Leserpost zu sprechen, wenn ich je zwei Brief zu etwas, das ich geschrieben hätte, bekäme. Heutzutage bekomme ich körbeweise E-Mails. So oder so: es ist angenehm. In zwanzig Jahren Schreiberei habe ich nur einmal einen Brief von jemandem bekommen, der meine Arbeit hasste. Der Brief hängt gerahmt an der Wand meines Arbeitszimmers.

    u-lit.de: Wann und wie schreiben Sie? Mit Veröffentlichungen in einem deutschen Taschenbuchverlag lässt sich wohl kaum ein Lebensunterhalt verdienen. Wie bringen Sie das Schreiben in Ihrem Tagesablauf unter?


    Oster: Als ich einen amerikanischen Verlag hatte, konnte ich vom Schreiben leben. Heutzutage habe ich zwei Jobs: Ich bin Fundraiser (Geldbeschaffer) für Duke University's Trinity College of Arts & Sciences und Herausgeber einer akademischen Zeitschrift, der Academy of Management Executiv. Ich habe eine Frau und eine 17 jährige Tochter. Ich habe Freunde und Freizeitbeschäftigungen (Laufen, Radfahren, Tennis, Lesen, Jazz und Rock, HipHop und Rythm and Blues hören). Ich schlafe fünfeinhalb Stunden und schreibe von 5.30 bis 6.00 morgens.

    u-lit.de: Sie haben lange für Tageszeitungen gearbeitet. Hat das Ihre Bücher beeinflußt? Gibt es eine spezielle journalistische Herangehensweise zu Ihrem Schreiben?


    Oster: Als Schreiber bei einer Tageszeitung verlernt man die Furcht vor der leeren Seite. Ein Journalist mit Schreibhemmung ist ein gewesener Journalist. Außerdem wird die Arbeit eines Journalisten sofort belohnt: du schreibst etwas und wenige Stunden später wird es in der ganzen Stadt gelesen. In meinen Anfängen als Schriftsteller fand ich es frustrierend, wie langsam die Seiten zu Stapeln wuchsen. Eine Zeit lang machte mich das buch- stäblich krank; ich bekam eine schmerzhafte Ischias-Entzündung. Überwunden habe ich die Schwierigkeit, einen langen Text zu schreiben, indem ich einige Stücke schrieb. Keines davon ist je aufgeführt worden, aber ich lernte, etwas längeres als einen Zeitungsartikel zu schreiben, wenngleich nicht etwas so langes wie einen Roman. Mein erster Roman, "Port Wine Stain" ("New York Babylon", rororo 1986) bringt es gerade mal auf knapp 200 Seiten. Mehr war einfach nicht drin. Seitdem habe ich nie wieder Probleme mit der Länge gehabt.

    In der Fortsetzung des Interviews geht es um New York, Sex und Musik, und um die demnächst erscheinenden Romane


    Jerry Osters New York ist voll von Musik, so auch seine Bücher.
    Ob Hiphop, Blues oder latein-amerikanische Musik, es gibt kaum eine Richtung, die der 53jährige nicht hört.
    "Das wichtigste, was man über jemanden, den man gerade kennen gelernt hat, wissen muß, sind sein Lieblings Radio-Sender, wen er für die beste Sängerin, die beste Band, den besten Beatle hält", sagt Oster, und: "Musik bestimmt den Charakter."
    Und wen schätzt Oster besonders?

    "Meine Lieblingsmusikers, in no particular order, and mixing genres:

    Lucinda Williams
    Patricia Barber
    Sarah Vaughn
    Lola Beltran
    Rueben Blades
    The Band The Rolling Stones Bob Dylan Paul Simon Pablo Casals Yo Yo Ma Astrud Gilberto
    Charlie Parker
    Billy Strayhorn
    Chet Baker
    Mark Anthony
    Sonny Rollins
    Benny Goodman
    Buddy Rich
    Pharoah Sanders
    Beethoven
    Carl Orff
    Eric Satie
    The Andrews Sisters
    Led Zeppelin
    Robert Johnson
    Son House
    Howlin' Wolf
    Billie Holiday
    Aaron Copland
    Emmy Lou Harris
    Kim Richey
    Iris Dement
    Willie Nelson
    Dolly Parton
    Wynonna Judd
    Waylon Jennings
    Thelonious Monk
    Nenah Cherry
    Queen Latifah
    Lauren Hill
    Arrested Development
    Digable Planets
    G Love and Special Sauce
    Cibo Matto
    Beastie Boys
    Ice T
    The soundtrack to "Trainspotting,"
    especially Underworld, "Born Slippy"
    Elvis Presley
    Buddy Holly
    Chuck Berry
    James Brown
    Sam Cooke
    The Dell Vikings
    Leonard Cohen
    Ricky Lee Jones
    Bruce Springsteen
    The Byrds
    Neil Young
    Aretha Franklin
    Clifford Brown
    John Coltrane
    Joni Mitchell
    Danilo Perez
    Brian Blades
    Caesaria Evora
    Charles Mingus
    Jimmy Dale Gilmore
    Tift Merritt
    I'll stop."

    Zuletzt geändert am 24.05.2000 ©u-lit