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Francisco Goldman:
Estebans Traum
(Ordinary Seamen) Aus dem Englischen von Thomas Schlachter. 480 S. List Verlag München 1998
Rezension zu Goldman: Das gestohlene Leben der Flor de Mayo

Eine Begegnung zwischen Francisco Goldmann und seinem Landsmann Alvaro Mutis, Autor der Romane um Seefahrer Maqroll, findet sich im amerikanischen BOMB Magazine.

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Sie kratzen ihr letztes Geld zusammen für den Flug von Managua nach New York, die fünfzehn Männer aus Zentralamerika. Seeleute sollen sie dort werden und in Dollars bezahlt. Aber als sie im dunkelsten Winkel des Hafens von Brooklyn angekommen sind, stellen sie fest, daß dieser Pott aus eigener Kraft nirgendwohin mehr fährt. Monatelang arbeiten sie an dem Schiff, leben ohne Betten, Duschen, kaum mit Lebensmitteln versorgt Kein Geld, keine Aufenthaltsgenehmigung und eingeschüchtert durch lokale Gangs: sie sind auf ihrem rattenverseuchten Kahn festgenagelt. Einzig Esteban, ein 19 jähriger Ex-Sandinista Kämpfer, verläßt nachts heimlich das Schiff. Bald werden seine Ausflüge länger.
Der Journalist Goldman, selber halb in Guatemala, halb in den USA zu Hause, stieß 1983 auf diese Geschichte. 13 Jahre und viele Gespräche mit Seeleuten, mit Schiffinspektoren und Reedereien später ist daraus ein Seefahrer Roman ohne Seefahrt geworden. Traven und Conrad sind nicht weit, noch näher sind die Romane von Alvaro Mutis.

...ein Seefahrer Roman ohne Seefahrt...

„Es war die lateinamerikanische Komponente, die mich von Anfang an interessierte“, sagt Goldmann und natürlich ist dieser Kahn und die Situation seiner Besatzung von einfacher und dafür um so kräftiger Symbolkraft für das Elend Zentralamerikas vor den Toren der USA. Goldmans Sympathie gilt seiner Besatzung, ihren Hoffnungen und Träumen. Aber auch das Leben des New Yorker Schiffinspektors, der sich schließlich der Männer annimmt und der beiden Eigner, selber eher desperate Figuren, wird ausführlich dargestellt, in einem reportagegeschulten Stil, der an Tom Wolfes „Fegefeuer der Eitelkeiten“ erinnert.

...das Elend Zentralamerikas
vor den Toren der USA...

Es ist ein mächtiger Brocken mit einigen Unwuchten. Manchmal kommt der Zeigefinger etwas zum Vorschein und manche der Figuren bleiben blaß. Aber da ist die Geschichte von Esteban und seinem Ausbruch, da ist dieser große Frachter, unbeweglich an der verrottenden Pier; und das Meer mit seinem Versprechen von Aufbruch und Vergessen.

...unbeweglich an der verrottenden Pier; und das Meer...
Februar/`99 Weitere Rezensionen
©u-lit Zuletzt geändert am 19.02.2000