Neue Bücher - kurzund...
Walter Wolter:
Hundstage - Wolfsnächte
Roman. Haffmans, 2001. 240 S..
Mit hohem Lob aus deutschen Feuilletons bedacht, kommt der Saarländer Walter Wolter mit einem neuen Roman. Der eigentlich ein Krimi ist, und zwar ein ganz konventioneller. Ein Privatdetektiv steht im Mittelpunkt, mit dem einfallsreichen Namen Bruno Schmidt und den typischen Eigenschaften: Einsamer Wolf mit Charakter, aber ohne Geld. Ein Ex-Boxer, den die ungerechte Justiz am Kragen hat, nur weil er sich mit einem Zuhälter angelegt hat.
Das alles ist seit Hammett und Chandler Standard, und so darf natürlich auch die geheimnisvolle Schöne nicht fehlen. Die wiederum läuft unter dem schönen Namen Shanta Berlinger und spricht Bruno nach dem Prozess an. Er soll ihr Rächer werden. Die stille Schöne entführt Bruno auf ihr Luxusanwesen an einem Schweizer See und offenbart ihm ihr Geheimnis: Aufgewachsen als bettelarmes Zigeuner Mädchen in einem einsamen Nest in der Eifel, wurde sie von drei Männern vergewaltigt. Einer ist der Vater ihrer Tochter. Bruno Schmidt soll die Männer finden und bestrafen.Diese Konstruktion ist so derartig an den Haaren herbeigezogen, wie es eben für das Genre typisch ist und auch im Groschenheft nicht anders gemacht wird. Der folgende Teil ist dann schon etwas ungewöhnlicher: Bruno reist unter falscher Identität in eben jenes Eifel-Nest und mischt sich unter die Bewohner. Hier hat Wolter ganze Arbeit geleistet: Ein Panoptikum aus Suff, Fremdenfeindlichkeit, Inzucht ist zu bewundern. Das ist zwar kräftig überzeichnet, aber strukturell stimmig und ziemlich beeindruckend.
Und am Ende reitet der Held in den Sonnenuntergang... Insgesamt ein netter, altmodischer Krimi, irgendwo zwischen Hans Jörg Martin und Raymond Chandler.