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Ignacio Garcia-Valino Der kirschrote Schuh
Roman. Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. 316 S., Luchterhand 2001
Wie kann ein Buch eines jungen spanischen Autoren, eine Dreiecksgeschichte zwischen jugendlichen Hängern, ein Buch, das einen alkoholgeschwängerten Trip durch das nächtliche Madrid schildert, wie kann ein solches Buch nur so schrecklich altmodisch sein?
Das fängt schon bei dem Titel an, der gelinde gesagt naiv wirkt. Was kein Zufall ist, denn bei aller Modernität der Szenerie bleibt das Buch restlos gefangen in spätpubertären Phantasien. Genährt von Eurokitsch a la Jules et Jim, überfrachtet mit kulturellen Referenzen stellt sich dies Buch in ziemlich diametrale Opposition zum Radikalismus etwa einer Virginie Despentes oder eines Michel Houellebecq, um nur andere junge Europäer heranzuziehen. Garcia-Valino hat als Drehbuchautor gearbeitet: man sollte daher annehmen, er habe ein gewisses Gespür für Handlung und Dialoge. Tatsächlich besteht das Buch hauptsächlich aus inneren Monologen, in denen die drei Akteure ihre Seelen- und Gefühlslagen in epischer Breite auswalzen. Der eigentliche Trick dieses Textes, und auch der Grund, warum vielleicht junge Menschen und ältere Verlagsmitarbeiter sich davon angezogen fühlen, liegt in der übersteigerten, romantisierenden Poetik, mit der Garcia-Valino seine Phantasie-Geschöpfe durch die Nacht schickt.
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