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Hans Ulrich Treichel:
Der Verlorene.

Verstehe ich nicht. Der auf der Flucht vor dem Russen verlorene Sohn wird gesucht, über ca 15 Jahre. Am Ende starrt die Mutter mit dem Ersatzvater in das Fenster einer Schlachterei, in der der verlorene Sohn arbeitet, wenn er es denn ist. Der nicht verlorene, jüngere Sohn und Erzähler sieht in dem Schaufenster sein Spiegelbild, die Mutter und der Ersatzvater fahren weiter. Ist der Laden leer, und es ist ein Spiegelbild? Sieht der Verlorene tatsächlich aus wie der Nichtverlorene, und die Mutter erkennt ihn dennoch nicht? Ist es gar nicht der Verlorene, die Mutter sieht's, aber der Nichtverlorene halluziniert; ist er's, aber die Mutter will ihn nicht erkennen, weil er aussieht wie der Nichtverlorene?


Sonst: Für eine Erzählung zu lang, für einen Roman zu sehr auf eine Idee beschränkt. Eine Metapher, in der Tat. Scham, Schuld und Verdrängung, das kollektive Schweigen und das Elend der Kinder dieser Generation. Die später die 68iger werden und seitdem Bücher und Filme über die 50iger und 60iger machen.

Man weiß nicht: soll man darüber froh sein, daß Treichel seine Version nur als Gerüst verwirklicht, oder sollte man erwarten, daß er sie noch mit dem Fleisch des Faktischen, des Besonderen ausstattet. So trägt das Gerüst eine Fassade aus Psychologie, die in einer seltsamen Mischung aus kindlichem Unverständnis und geschulter Souveränität vorgetragen wird, völlig unabhängig vom Alter des Erzählers. Eine Barbarei, und er ein Überlebender, immer noch, des Faschismus.

 

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