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Daniel Picouly: Der LeopardenjungeRoman. Deutsch von Riek Walther 446 S., Kindler 2001
Historienschinken goes Postmoderne! Französische Revolution trifft auf Chester Himes! Daniel Picoulys Roman strotzt vor Einfällen, hübschen Ideen, kleinen Anspielungen. Eine Freude für Feuilletonisten und Literaturtheoretiker, möchte man vermuten, etwas müselig allerdings für den Rest. Ein großes Aufgebot an Personal, verwickelte Plots kennzeichnen historische Romane häufig, da macht "Der Leopardenjunge" keine Ausnahme. Der Grund, warum man hier doch leicht den Faden verliert, liegt darin, daß Picoulys Augenmerk nicht einer Geschichte gilt. Der Plot, oder soll man sagen, die Plots, sind aus Versatzstücken des Genres gebaut. Der Leopardenjunge, dunkelhäutig mit hellen Flecken, bildet den Knoten in diesem Geflecht. Zwei hünenhafte farbige Söldner des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, Echos von Chester Himes Gravedigger Jones und Coffin Ed, suchen diesen Jungen. Es ist der Tag vor der Hinrichtung der Königin, und der Junge wird von allen möglichen Interessengruppen gesucht: um die Königin zu retten, um sich selbst zu retten, um ihn zu töten, um sich an der Königin zu rächen... Es fällt, wie gesagt, nicht leicht, hier den Überblick zu behalten. Es geht Daniel Picouly dezidiert darum, den Anteil afrikanisch-stämmige Menschen an der europäischen Geschichte ans Licht zu bringen. Das tut er mit Witz, mit Wut, und mit Phantsie . Und es hat sicherlich einen Heidenspass gemacht, die französische Revolution, dieses Heiligtum der Geschichtsschreibung, auf dies Weise zu dekonstruieren. Über 440 Seiten allerdings ist das ganze etwas ermüdend. c_h
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