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Traumpaar
Jörg Uwe Sauer
Ralf Zeigermann

Von Jörg Uwe Sauer zu sprechen, heisst in Superlativen zu sprechen. Schon der erste Satz seines neuen Romans "Das Traumpaar" ist ohne jeden Zweifel einer der längsten, wenn nicht der allerlängste aller ersten Sätze der gegenwärtigen deutschen Literatur, wenn nicht der gegenwärtigen Weltliteratur. Und es ist sicher einer der lustigsten, wenn nicht der allerlustigste aller ersten Sätze der gegenwärtigen deutschen Literatur, wenn nicht der Literatur überhaupt. Konkurrenz kann Jörg Uwe Sauer da höchstens selbst sich machen mit seinem Erstling, der ebenfalls aussergewöhnlich lustigen und ebenfalls mit aussergewöhnlich langen Sätzen aufwartenden "Uniklinik".

Des weiteren lässt sich an Sicherheit grenzender Bestimmtheit sagen, daß nie, aber auch wirklich nie ein Autor es geschafft hat, so viele Referenzen an Thomas Bernhard auf so engem Raum unterzubringen. Wirklich ohne jeden erdenklichen Zweifel, mit geradezu absoluter Faktizität, darf, ja muss behauptet werden, daß noch kein Autor deutscher Zunge die deutsche Universität, diesen Geistesort, diesen sogenannten, je so erbarmungslos niedergemacht hätte. Kurzum, dieser 1963 geborene und im Ruhrpott beheimatete Autor ist ein solcher Glücksfall für die deutsche Literatur, ein solch sprudelnder Quell des Geistes wie auch des Witzes in der deutschen Literatur, die ja ansonsten häufig an eine Wüste gemahnt, daß es der u-lit Redaktion fürs erste die Sprache verschlagen hat.

Weswegen wir an dieser Stelle das Wort an Ralf Zeigermann abgeben, einen Experten des gehobenen Humors deutscher Sprache. Ralf Zeigermann, Autor des Buches: "Antarktis-Expedition 1931-32" bei Greno, sandte uns aus dem fernen Brüssel einen Brief zu und nach der Lektüre des "Traumpaar". Dazu erfreute er uns mit einer Zeichnung des Bischof Spadolini, der zum Personal des Buches zählt.


Besser wie Henscheid!
Bisher dachte ich ja immer, daß Eckhard Henscheids "Trilogie des laufenden Schwachsinns" einfach nicht zu überbieten wäre. Und damit meine ich die allgemeine Schrägheit, die diesen drei Büchern zugutekommt, sowie den äußerst bizarren Humor.

Was nun allerdings ein gewisser Herr Sauer anstellt, schlägt den guten Eckhard um Längen, ja, um mehrere 50m Bahnen, würden Jörg Uwe Sauer und Eckhard Henscheid beschließen, um die Wette zu schwimmen.

Ich hatte "Uniklinik" (rororo tb 22753), "Das lustigste deutschsprachige Buch seit Ewigkeiten", (Klappentext) bereits mit hochvollem Genuß gelesen, bzw gelacht; aber als ich dann "Das Traumpaar" (Jung und Jung, Salzburg 2001) erstand, fand ich mich während des Lesens in schmerzvollen Lachpositionen auf hartem Holzboden wieder, und eigentlich sollte ich diesen Herrn Sauer anzeigen deswegen und auf eine nicht geringe Summe Schmerzensgeldes verklagen.

Ernsthaft - wobei, nichts ist ernsthaft in diesem Buch - es ist ein großes Buch. Es ist wunderbar geschrieben und es hat all das, was man sich von einem Buch wünscht. Und es hat eben noch viel mehr, einen unglaublichen Humor und eine Schrägheit (um dieses Modewort noch einmal zu gebrauchen), die man in einem deutschen Buch sonst vergeblich sucht.

Der Erzähler des Buches irrt umher zwischen Triest, Berlin und Salzburg und findet nichts als Verfall vor; er wird Hochschulprofessor an einer Universität in Berlin, obwohl er nicht im Geringsten dafür qualifiziert ist; als nach 10 Jahren seine Hochstapelei aufgedeckt wird, bezieht er Stellung in Triest als Dozent für Deutsche Literatur und fällt Thomas Manns "Der Zauberberg" zum Opfer - aber ich gehe zu weit, alles was ich sagen möchte, ist: Lest dieses Buch!

Und besonders gut ist, daß Erzbischof Spadolini in "Das Traumpaar" wieder auftaucht, hatte er doch schon in "Uniklinik" eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Und natürlich der Citroen DS, dessen Probleme mit der Hydraulikflüssigkeit äußerst realistisch geschildert werden.

Also: Habt einfach Spaß und lest "Das Traumpaar".

Ralf Zeigermann

Vielen Dank, Ralf Zeigermann. Wir möchten noch darauf hinweisen, daß mit Jörg Uwe Sauer ein Interview geplant,ja, fest vereinbart ist, das aber aufgrund der vielfältigen Verpflichtungen des in Herne beheimateten Autors noch etwas auf sich warten lässt. Wir werden dann dieses gesondert bekanntgeben.

Jörg Uwe Sauer:
Das Traumpaar
Roman, 247 S.
Jung und Jung, Salzburg und Wien 2001

Notizen zu Biographie und Werk:
Jörg Uwe Sauer

u-lit Rezension zu: Jörg Uwe Sauer: Uniklinik


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