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Nick Tosches:
Die Meister des Bösen
 
  Kiepenheuer & Witsch `96


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"Das Herz des Menschen ist voll Bosheit , und Torheit ist in ihrem Herzen, solange sie leben; danach müssen sie sterben." Prediger Salomo. Nick Tosches kennt sich aus mit der Bibel. Und dem Bösen. "Hellfire", seine Kult Jerry Lee Lewis Biographie, schildert den Killer in wuchtig alttestamentarischen Lyrizismen als gefallenen Engel. Tosches kommt vom Musik-Journalismus; zuletzt erschien eine Biographie Dean Martins, eines anderen legendären Trinkers - und Italo-Amerikaners. Mit Italien, seinen Schatten, den sanften Winden, dem Katholizismus und der Omerta beschäftigte er sich schon in einem Sachbuch über eine Vatikan-Affaire, und in seinem ersten Roman, "Cut Numbers". ("Kopf an Kopf", Ullstein Tb.)

...Tosches kommt vom Musik-Journalismus; zuletzt erschien eine Biographie Dean Martins...

Jene düstere Milieustudie aus einer Welt der Verdammten - ein kleiner Geldverleiher in Brooklyn, dessen noch in Italien geborener Onkel einer der lebenden Legenden des Syndikats ist - nimmt alle Themen des neuen großen Mafia Romans vorweg. Böse, alte, reptilienhafte Männer spielen noch mal um die ganz großen Einsätze, und ihre Neffen sehen sich plötzlich in der Pflicht, deren Erbe anzutreten.

...Böse, alte, reptilienhafte Männer ...

Die "Meister des Bösen" sind die alten Männer der New Yorker Mafia und der chinesischen Triaden; nigerianische, russische oder vietnamesiche Organisationen können nicht mithalten. Das Spiel, die Schlacht, geht um die Kontrolle des weltweiten Heroinhandels; die Accessoires sind Stilette, Stinger Raketen, angereichertes Uran, Ebola Viren, dazu mit Rohrreiniger gestrecktes Heroin, Devisen Spekulationen, abgeschnittene Köpfe.

...Accessoires sind Stilette, Stinger Raketen, angereichertes Uran...

Die Rolle des Neffen gibt Jonny di Pietro, der seine ersten dreissig Jahre in fahriger, versoffener Wartestellung verbringt, um dann vom Wind der Erkenntnis gestreift zu werden und der Agent der Pläne seines Onkels und schließlich zu dessen Erbe zu werden. Der "Pate der 90er Jahre", in der Tat. Zumindest was die Hardboildness angeht, voll auf der Höhe der Zeit. Die Figuren und ihre Motive sind mythologisch; da gibt es keine Psychologie, eher schon die Seele. Und das Fleisch und seine Lüste, das Essen, den Sex, den Rausch.

...Der "Pate der 90er Jahre", in der Tat...
©u-lit Zuletzt geändert am 26.02.2000